Kontur

Ich habe mir eine neue Brille gekauft. Die Sicht lässt nach, die Mode nicht. Die Optikerin fand, randlos geht nicht mehr. Bieder und öko sei das. Wenn nicht linksradikal. Ein Gesicht, eine Persönlichkeit braucht heutzutage Kontur und Haltung. Sagt sie und setzt mir Gegenstände ins Gesicht, die als Modell für eine neue Rheinbrücke durchgehen.

Jetzt habe ich eine ganz individuelle Fassung. Sie gleicht Haltungsfehler aus und bringt mich den Menschen näher. Die haben nämlich alle dasselbe Ding auf der Nase. Bis eben war das ein kantiger, schmaler Aufsatz. Jetzt schauen alle mit rundlich-großem Schliff auf die Welt. In harmonischer Optik sozusagen.

Kramp-Karrenbauer trägt so eine, Schröder auch, Clooney natürlich. Schäuble, Lindenberg und Spahn natürlich nicht. Deswegen ist der auch nicht CDU-Chef geworden, behaupte ich. Wer sich derart rücksichtslos der zeitgenössischen Stilbildung verweigert, kommt für ein vorsitzendes Amt nicht in Frage. Frecher ist wieder mal nur Frau Merkel. So zu tun, als ob sie überhaupt keine Sehhilfe für die Ferne benötige, ist das eine. Mit Anfang 60, ich bitte Euch. Aber mit dem Versuch, die Entscheidung für rund oder eckig auszusitzen, hat sie ihren Machtanspruch endgültig aufgegeben.

Oder das Ende der Lindenstraße hat sie aufgerüttelt. Wenn selbst 30 Jahre Laufzeit ohne Ideen, dafür mit stabil schlechtem Personal, nicht für Unendlichkeit sorgen, garantieren ihre 18 Jahre wahrscheinlich auch keine Fortsetzung. Analytisch ist sie ja. Zumindest in der Rückschau. Womöglich entmutigt sie zusätzlich die Aussicht, bald ohne geeigneten Blazer dazustehen. Wo´s den Otto-Katalog auch nicht mehr gibt.

Merz trägt glaub´ ich Kontaktlinsen.

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