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Der Kaiser macht Yoga

Chefs tun mir leid. Ehrlich. Sie träumen von dem herrlichen Sessel und stellen sich dabei wunderwas vor: Das Möbel ist robust und leicht erhöht. Von da aus geraten bahnbrechende Ideen in die Welt. Am laufenden Band und beflügelt vom Team. So nennt man den Hofstaat in demokratischen Zeiten.

 

Am Anfang läuft es erstaunlich gut. Mann kann sich nur wundern, dass die Untertanen – die Mitarbeiter, meine ich – einem das mit dem Chefsein so einfach abnehmen. Dabei ist mann dafür gar nicht ausgebildet. Mann ist Volkswirt, Ingenieur oder – selten - Frau Doktor der Physik und leitet plötzlich ein Unternehmen oder eine Republik.

 

Mir-nichts-dir-nichts geht das nicht, schon klar. Auf dem Weg zum Chefsessel lässt man Federn. Früher haben sich die Burschen noch echte Schmisse eingefangen. Das machte sich gut. Auch am alten Herrn im Talar. Die Tradition hat damals die Dinge geregelt. Wie der Vater, so der Sohn.

Wenn´s gut ging, gab´s ein bisschen Charisma dazu. Meist verfing sich das aber in einem charmanten Witz über, nun ja, die schönen Hände von Fräulein Hildegard.

Legal geht es hierzulande meistens zu, wenn der Chef gekürt wird. Es gibt eingeübte Gesetze und Verfahren, die den Meister machen. Immerhin.

 

Bürger und Mitarbeiterinnen müssen seit einiger Zeit aber auf alle Fälle glauben, dass das seine Richtigkeit hat mit den Männern da oben. Sonst könnte die Sache schiefgeh´n am End´. Natürlich kann mann auch die alte Keule auspacken. Das funktioniert seltsamerweise immer noch, wie man so hört. Kann außerdem dauern.

 

Hier soll aber die Rede sein von Herrschaft in hübsch.

 

Max Weber ist lange schon tot. Er konnte nicht ahnen, dass der Chef heutzutage neben unterstellter Sachkenntnis auch psychologische, gruppendynamische und motivationsspezifische Fähigkeiten haben muss.

 

Eine Zumutung. Da kämpft mann jahrelang, hat Glück, Beziehungen und ein Überlebenstraining in den Karpaten absolviert und die Belegschaft guckt trotzdem schräg.

 

Führungsqualitäten? Leute, habt Ihr sie noch alle?

 

Meine Frau will neuerdings, dass ich mit ihr meditiere. Beherrschen soll ich allenfalls gewaltfreie Kommunikation. Ich komme in die Firma und sehe, die wollen das auch. Meditation nicht. Noch nicht.

 

Ich sag´ Euch was: Ihr könnt mich mal! Wenn Ihr einen spitzgedackelten Windhund wollt, dann bleibe ich einfach Chef. Hab´ genug zu tun. Neue Kleider auch. Ein Anzug ist von Boss.

 

Foto: pexels

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