Vom Pferd erzählt

Für gute Geschichten lasse ich regelmäßig alles stehen und liegen. Sie müssen nicht wahr sein, nicht mal wahrscheinlich. Gut reicht. Sie erzählen von Lummerland, Robinson, Käptn Ahab oder vom Käfer Gregor, der am Abend zuvor noch ein junger Mann war.

 

Ist die Geschichte so lala, haben begabte Erzähler ihre Chance. Das sind aber sehr wenige. Einen kenne ich. Wenn der von Behördengängen berichtet, schreibe ich ins Tagebuch: „heute wunderbare Prosa gehört“.

 

Gruselig wird die Story, wenn sie schlecht ist, miserabel erzählt und zum Ausgleich wahr sein soll. Trump ist längst nicht mehr allein unterwegs mit der Methode. Wieso aber fantasieren Menschen in der Epidemie von geheimen Machenschaften, wenn sie gar nichts davon haben?

 

Gerade in Krisenzeiten müssen wir Fragen stellen. Es gibt ja jede Menge Unverständliches, Ungereimtes und Unsinniges. Damit meine ich nicht die Vermutung, dass Bill Gates Herrn Drosten gekauft habe, nachdem er schon Frau Merkel kassiert hat. Wozu? Klare Sache, um die Impfpflicht durchzudrücken. Wo wir die bei den Masern grade eben noch abwehren konnten.

 

Logisch mangelhaft kommt mir eher die schnelle Öffnung von ausgerechnet Autohäusern vor. Allenfalls ein Beleg dafür, dass die Auto-Lobby wieder im Dienst ist. Auch der lebensnotwendige Gang zum Friseur will mir nicht so recht einleuchten. Das scheint mir eher in die Sparte fixe Idee zu gehören. Andererseits will man gerade in schwierigen Zeiten ordentlich aussehen. Und womöglich lässt das Virus einen in Ruhe, wenn es kein grau am Haaransatz sieht. Denkt dann vielleicht: zwecklos, schaffe ich nicht, zu jung.

 

Als ehemalige Katholikin kenne ich mich aus mit Wahnsystemen. Da steckt auch hinter allem und jedem der liebe Gott. Gerade wenn er böse ist mit seiner Brut, ist er umso mehr der liebe Gott, versteht Ihr? Das ist sehr kompliziert und nur für hochgradig verwegene Geister ein zwingend folgerichtiger Schluss.

 

An dieser Stelle treffen sich Trump, Verschwörungsfans, Religionen und die Bildzeitung auf dem Marktplatz. Solange sie Wähler, Gläubige und Käufer haben, kannste nix machen.

 

Foto Susanne: Szene an einem Strand in der Türkei

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Nicolette (Sonntag, 10 Mai 2020 21:48)

    Außer Lesen und grimmig Lächeln am Abend, vielen Dank :)